Tropen- und Reisemedizin |
||||||||||||||||
Malaria: Krankheit und Prophylaxe |
||||||||||||||||
|
MalariaMalaria ist eine lebensgefährliche Krankheit, welche zwischen Dämmerung und Morgengrauen durch Mücken übertragen wird. Schon seit Urgedenken ist die Malaria (mal aria: “schlechte Luft”) auch Sumpffieber genannt, der Menschheit bekannt. Es gibt beim Menschen insgesamt 4 Malaria-Arten. Die Gefährlichste ist die Falciparum-Malaria (Malaria tropica; Erreger Plasmodium falciparum), welche zum Befall des Hirns und zum Tode führen kann.
Vorkommen und Verbreitung:Überträger der Malariaparasiten sind weibliche Stechmücken der Gattung Anopheles, die zur Entwicklung stehende Gewässer, oft in Nähe menschlicher Behausungen, brauchen. Die Mücken stechen abends und nachts. Die Übertragung kann auch selten durch Bluttransfusionen oder noch seltener von der Mutter auf das Kind erfolgen. In Gebieten mit hoher Übertragungsdichte entwickeln die einheimischen Menschen eine gewisse Immunität. Dies bedeutet, dass sie zwar Parasiten im Blut haben, aber keine oder leichte Krankheitssymptome erleiden. Bei Touristen und Langzeitaufenthaltern aus dem Norden wird ein solcher Schutz nur in ganz seltenen Fällen beobachtet, z. B. bei Missionaren, die jahrzehntelang mit der Bevölkerung gelebt haben. Von der körpereigenen Abwehr gegen die Malaria her sind Nichteinheimische den Kleinkindern in Endemiegebieten vergleichbar, welche dem ganzen Spektrum der Malariasymptome ausgesetzt sind. Die ParasitenDie Krankheit wird durch mikroskopisch kleine Parasiten verursacht, welche einen äusserst komplexen Zyklus mit verschiedenen Stadien haben. Einerseits vermehrt sich der Parasit in den übertragenden Mückeweibchen derGattung Anopheles. Dieser Teil der Entwicklung dauert je nach Temperatur zirka 14-21 Tage. Durch den Stich einer infizierten Mücke gelangen die Parasiten mit dem Speichel der Mücke in den Menschen. Dort dringen die Parasiten, in diesem Entwicklungsschritt auch Sporozoiten genannt, in die Leberein und vermehren sich äusserst effizient in einer Leberzelle. Während dieses Vorgangs der Vermehrung als Gewebsschizonten verspürt der infizierte Mensch noch keine Symptome und es ist bis heute auch noch keine zuverlässige Diagnose möglich. Nach einigen Tagen (minimal 6) bis Monaten, abhängig unter anderem von der Parasitenart, verlassen die Parasiten, jetzt als Merozoiten, die Leber undgelangen ins Blut.Dort befallen sie die roten Blutkörperchen und beginnen einen weiteren Vermehrungszyklus. Jetzt erst beginnt die eigentliche Erkrankung mit den Symptomen und die Parasiten sind auch mittels Blutuntersuchung nachzuweisen. Die Parasiten werden je nach Entwicklungsstadium Trophozoiten oder Schizonten genannt. Die befallenen roten Blutkörperchen platzen am Ende der Entwicklung und junge Merozoiten gelangen in die Blutbahn um neueBlutkörpechen zu infizieren. Dieser Vorgang führt im Menschen zu einer starken Entzündungsreaktion welche mit hohem Fieber verbunden ist. Die Entwicklungsschritte sind bei gewissen Malariaformen synchron; alle Parasiten befinden sich im selben Stadium und es kann zu den Malaria-spezifischen Fieberschüben (vgl. weiter unten) kommen. Nach einigen Vermehrungsschritten in den roten Blutkörperchen differenzieren sich die Parasiten zu geschlechtsreifen Formen (Gametozyten), welche dann bei einer Blutmahlzeit durch eine Anophelesmücke aufgenommen werden. Damit schliesst sich der Zyklus.
Krankheitsbild:Die Zeit zwischen dem infektiösen Mückenstich und dem Auftreten der ersten Symptome beträgt je nach Erreger 6 Tage bis über 1 Jahr. Die Krankheit beginnt meistens mit unbestimmten Symptomen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit.
Vivax-Malaria / Ovale-Malaria (früher Malaria tertiana)Diese Malaria-Erkrankung die bekannteste der Malariaerkrankungen („Missionarsmalaria“) und verläuft in der Regel gutartig. Die Erkrankung verläuft in den oben geschilderten Schüben, welche der Infektion den Namen gaben: 1. Tag ein Schub, 2. Tag fieberfrei, 3. Tag erneuter Schub. Es kann bis zu 12 oder mehr Fieberschüben kommen. Komplikationen wie Milzrisse Funktionsstörungen anderer Organe wie Lunge oder Hirn können auch auftreten. Da der Parasit in der Leber „überwintert“, können auch ohne erneuten Mückenstich in den nächsten Monaten oder Jahren wieder Fieberanfälle auftreten. Nach der Behandlung der akuten Malaria sollte bei dieser Form noch ein Medikament zur Ausmerzung der Leberstadien der Malariaparasiten gegeben werden, um einem erneuter Anfall vorzubeugen. Dieser Wirkstoff, Primaquin, ist in der Schweiz nicht registriert. Bei Tropenärzten und am Schweiz. Tropeninstitut in Basel kann das Medikament jedoch unter bestimmten Bedingungen abgegeben werden. Malariae-Malaria (früher Malaria quartana)Obwohl diese Form geographisch weit verbreitet ist, wird sie relativ selten bei Reisenden beobachtet. Charakteristisch ist das intermittierende (sich wiederholende) Fieber:1. Tag Fieber, 2. Tag fieberfrei, 3. Tag fieberfrei, 4. Tag Fieberschub. Nicht selten werden 20 und mehr Schübe beobachtet. Bei dieser Malariaform kann es bei langanhaltendem Befall beziehungsweise wiederholten Infektionen, zur Schädigung der Nieren kommen. Falciparum-Malaria (früher Malaria tropica)Diese Form ist die Schwerste und Gefährlichste, sie kann unbehandelt in wenigen Tagen tödlich enden. Der Beginn ist heftig, oft mit anhaltend hohem Fieber. Ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit Bewusstseinsstörungen, Atem- und Nierenstörungen, Blutarmut und Milzschwellung kann sich innerhalb weniger Tage entwickeln. Gefürchtet ist die zerebrale Form, welche zu Störungen der Hirnfunktionen führt. Eine Behandlung dieser Form findet meist im Spital statt. Knowlesi-MalariaDie fünfte Malariaform, welche Menschen befällt, ist erst vor wenigen Jahren im Raum Südostasien entdeckt worden. Die Parasiten, Plasmodium knowlesi, befallen vor allem auf der Insel Borneo, aber auch in andern Regionen Südostasiens bestimmte Affenarten (Nasenaffen, eine Makakkenart). Über Mücken können die Parasiten auch auf den Menschen übertragen werden und verursachen eine äussserst aggressiv verlaufende Malariaform, welche nach Ausbruch unbehandelt innert weniger Tage zum Tode führen kann. Bisher ist diese Malariaart aber erst sehr selten beim Menschen nachgewiesen worden. Die üblichen Schutzmassnahmen gegen Mückenstiche während der Nacht helfen auch diese Malaria zu verhüten. Die richtigen Malariamedikakemte, schnell eingesetzt, können die Krankheit stoppen beziehungsweise der Patient kann geheit werden. Malaria – Verhütung/ – ProphylaxeDie Malaria ist eine ernsthafte Gefahr bei Reisen in vorwiegend tropischen Ländern. Schutzmassnahmen sind unerlässlich, um eine Übertragung einerseits und einen Krankheitsausbruch andererseits zu verhindern: Lassen Sie sich für Ihre Malariaprophylaxe von Ihrem Arzt oder einer Impfsprechstunde beraten: Reisemedizin Bellevue (Praxis Dr. Beck), Zürich; Schweizerisches Tropeninstitut, Basel; Zentrum für Reisemedizin, Universität Zürich; Poliklinik für Infektiologie und Reisemedizin, Inselspital Bern. Schutz vor Mückenstichen
Medikamentöse Massnahmen Malariamedikamente sind verschreibungspflichtig. Tabletten generell nach dem Essen einnehmen. Medikamentöse ProphylaxeRegelmässige, vorbeugende Medikamenteneinnahme bei hohem Malariarisiko Bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen, insbes. Hautausschlägen, Schwindel, Depressionen, Angstreaktionen, etc. (vgl. Packungsprospekt) Medikamenteneinnahme stoppen und Arzt aufsuchen.
Trotz Prophylaxemassnahmen muss bei Auftreten von Fieber ab der zweiten Aufenthaltswoche bis Monate nach Rückkehr an eine Malaria gedacht werden. Sofort Arzt oder Klinik zur Abklärung aufsuchen. Notfallselbsttherapie („Behandlungsreserve“): aktuell keine Option mehr, ausser in sehr spezielle RisikosituationenMitnehmen einer Malaria-Notfallselbstbehandlung Beim Auftreten von Fieber > 37.5° [Thermometer!] muss - unabhängig davon, welche Prophylaxemassnahmen ergriffen wurden - eine Malaria schnellstmöglich (innert maximal 48 Stunden) ausgeschlossen werden. Dazu suchen Sie einen Arzt / ein Spital auf. Die Blutuntersuchungen sollen bei negativem oder zweifelhaftem Resultat wiederholt werden.
Wichtig: Malaria tritt frühestens 7 Tage nach Einreise auf. Sie kann auch erst Wochen bis Monate nach der Rückkehr ausbrechen. Bei Fieber nach der Reise sofort Hausarzt, den nächsten Tropenarzt oder das nächste Spital aufsuchen. Artemisia-Produkte |
Dokument als PDF-Datei ansehen | ||||||||||||||
Achtung: |
(c) B.R.Beck 2023 |